Nachdenken, vordenken, umdenken, querdenken:
IDEEN-TREIBSTOFF BEI DER „DENKTANKSTELLE“
FÜR DIE ARBEIT VON MORGEN
Gesellschaftliche Bedeutung und Wertschätzung von Arbeit gestärkt
Münster. Bei der „Denktankstelle“ für Entscheider im Münsterland waren die Zapfsäulen im Dauerbetrieb. Veranstalter Prof. Dr. Gerhard Nowak lud 14 Experten ein, ihr Wissen als Ideen-Treibstoff für die teilnehmenden Unternehmer zur Verfügung zu stellen. Unter dem Generalthema „Die Zukunft unserer Arbeit“ wurde bei WestLotto nachgedacht, vorgedacht, quergedacht, jede Menge Fragen gestellt und Antworten gesucht.
„Ich arbeite, also bin ich“ – gilt dieser provokante Satz? Welchen Stellenwert hat Arbeit im Leben von Menschen im Münsterland? Wie harmonisiert man Arbeitszeit und Freizeit? Ist Arbeitszeit Lebenszeit? Wie kooperiert man mit künstlicher Intelligenz? Spielen Start-ups eine wichtige Rolle?
Besondere Wertschätzung wurde dem Wirtschaftsforum Münster durch die persönlichen Grußworte der Landtags-Direktorin Dorothee Zwiffelhoffer und der Bürgermeisterin von Münster Beate Vilhjalmsson entgegengebracht.
Für eine hohe Anfangsgeschwindigkeit im Denken sorgte Dr. Ole Wintermann von der Bertelsmann-Stiftung. Er bilanzierte die weltweite Delphi-Studie „2050 Zukunft unserer Arbeit“ und sorgte häufig für staunende Blicke der 100 Gäste im „Forum“ bei WestLotto. Vielerorts auf der Welt sind neuartige Arbeitsformen und -kooperationen Realität. Gerade die Zusammenarbeit mit Robotern und „Künstlicher Intelligenz“ ist für deutsche Unternehmen Neuland.
Im anschließenden ersten Meinungsforum, in der Moderation von Kerstin von der Linden, wies Ines Imdahl auf psychologische Dimensionen von Arbeit hin. Die Geschäftsführerin und Inhaberin des Marktforschungs-Unternehmen rheingold salon warnte vor der Vermischung von Privatem und Öffentlichem. Eine so genannte „Pröffentlichkeit“ vereinnahmt den Mitarbeiter vom Unternehmen. Dem stimmte Winfried Lange vom Deutscher Gewerkschaftsbund zu und ergänzte: Wenn die Produktivität zunimmt, müsste man bei vollem Lohnausgleich nicht an der 40-Stunden-Woche festhalten. Robert Potthoff, Abteilungsleiter Personal/Organisation/Recht bei WestLotto brachte insbesondere die „Sinnhaftigkeit“ von Arbeiten ins Gespräch. Wenn sich Mitarbeiter über die Bedeutung ihrer Arbeit im Klaren sind und ihren individuellen Beitrag für das Unternehmen erkennen und leben, trägt das wesentlich zum Unternehmenserfolg bei.
Im zweiten Meinungsforum ging es vornehmlich um „Change Prozesse in Unternehmen“. Moderator Michael Oelmann, Inhaber der Internet-Plattform „Die Deutsche Wirtschaft“ (DWW), gelang es eine kontroverse Diskussion auszulösen. Alle Diskutanten waren sich einig, dass die Arbeitswelt von morgen nur mit Digitalisierung verstanden werden kann. Dazu zeigte Nico Lüdemann (CEO blue cue consulting) als Strategie-Berater für Digitales Management, was heute schon Realität ist und warum man unbedingt die Begriffe „IT“, „Technik“ und „Digitalisierung“ nicht in einen Topf wirft. Digitalisierung verändert Prozesse grundlegend. Dazu zählt auch die Notwendigkeit, dass Menschen lernen müssen, mit Robotern und anderer künstlicher Intelligenz zusammenzuarbeiten. Stephanie Borgert (Change-Management-Beraterin) betonte, dass ein Unternehmen immer als Ganzes betrachtet werden muss, als „ein System“. Es geht also gleichberechtigte Partizipation aller Menschen im Unternehmen. „Die Mitarbeiter müssen“, oder „Die Mitarbeiter sollen“ schließt die Unternehmensführung aus. Entscheidender Erfolgsfaktor sind die „Mentalen Modelle“ eines Unternehmens, die für alle Mitarbeiter akzeptieren Werte. Für Prof. Dr. Wieland Appelfeller, FH Münster, FB Wirtschaft, sind Unternehmen von je her mit Veränderungsprozessen konfrontiert. Was sich aktuell neu darstellt ist, dass Menschen sich schneller in viele Themen einarbeiten und komplexer denken müssen. Eine Möglichkeit, an Dynamik zu gewinnen, benannte Matthias Günnewig, Vorsitzender des Aufsichtsrates „münsterLAND.digital“. Er berichtete von Modellen, wo Unternehmen einen Ausgliederung betrieben haben und interessierte Mitabeiter „machen ließen“. Neben dem klassischen „Entrepreneur“ gäbe es eben auch einen „Intrapreneur“! – Konkrete, praxisbewährte Beispiele von Chance-Prozessen liefert Beatrix Stens, Senior Referentin Unternehmensentwicklung bei WestLotto. So gibt es auf freiwilliger Basis einen „Themen-Bühne“, d.h. in regelmäßigen Abständen werden Begegnungs- und Diskussionsmöglichkeiten angeboten. Diese werden im Stehen abgehalten und dauern nicht länger als 30 Minuten. Ein weiteres Beispiel ist das „Inno-Lab“, ein besonders gestalteter Raum im Hause, wo Mitarbeiter eigene Ideen zur Unternehmensentwicklung testen können.
Uwe Rotermund (noventum) moderierte das dritte und abschließende Meinungsforum, bei dem es um die Bedeutung des Menschen im Arbeitsprozess geht. Helmut Muthers vom Bundesverband Initiative 50Plus zeichnete ein klares Bild von der leistungsfähigen und -bereiten Generation, die als so genannten „Baby-Boomer“ geboren wurden. Muthers erklärte die ökonomische Bedeutung dieser Altersgruppe, er illustrierte, warum man Erfahrungswissen in jedem Unternehmen erhalten muss und das jeder Arbeitnehmer selbst entscheiden sollte, wann er in Rente gehen will.
Daniel Beckmann, Personalleiter, geschäftsführender Gesellschafter der BBHT – Preisträger „Bester Arbeitgeber in Münster 2018“, befürwortete seine für alle Mitarbeiter transparente Unternehmensführung und regelmäßig Treffen der gesamten Belegschaft außerhalb der eigenen vier Wände. Seine Mitarbeiter würden individuell nach ihren Karriereplänen gefragt und auf dem Weg begleitet.
Für Matthias Schultze, Geschäftsführer GCB German Convention Bureau e. V. ist klar, dass „Impulse“, „Anregungen“ oder „Mehr-Werte“ auf Kongressen, Seminare oder Messen sehr gut gewonnen werden könnte. So wie das Wirtschaftsforum Münster profitiert man von derartigen Treffen in sehr kurzer Zeit durch gezielte Informationen.
Bei den Praxisworkshops führten Nico Lüdemann und Inga Hansen feinfühlig durch die Welt der Digitalisierung als Motor für die Zukunft der Arbeit von morgen. Die Teilnehmer profitierten dabei u.a. von einem neuartigen Abstimmungs-Tool und einem persönlichen Exemplar des Buches, das Nico Lüdemann und Inga Hansen druckfrisch nach Münster brachten. Der Titel ist Programm „Der Mensch in der Digitalen Transformation“. Den zweiten Workshop gestaltete bewusst „analog“ Stephanie Borgert. Ihr Thema war die „Resilienz als Garant für die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen“. Interaktiv verdeutlichte sie, dass das Verhalten einzelnen Menschen im Unternehmen letztlich auf „mentalen Modellen“ aufbaut. Diese wiederum schaffen Strukturen, in den sich Mitarbeiter so verhalten können, wie sie es tun. Will man also eine Veränderung im Sinne der Zukunftsfähigkeit erreichen, müssen zuerst die Strukturen verändert werden.
Veranstalter Prof. Dr. Gerhard Nowak bilanzierte final erwartungsgemäß positiv: „Der erstklassige Wirtschaftsstandort Münster und das Münsterland sind sich der Stärken durch diese besondere Begegnungs-Plattform bewusster geworden. Die gesellschaftliche Bedeutung und Wertschätzung von Unternehmertum bekam einen exponierten Stellenwert bei diesem Wirtschaftsforum.“
Wer sind die Referentinnen und Referenten?
Jeder kann sich beim Veranstalter bewerben. Es sind nicht nur Experten aus der Wirtschaft gefragt, sondern Entscheidungsträger und Meinungsführer aus Kultur, Politik, Sport, Religion und Wissenschaft. Das Wirtschaftsforum ist keine Bühne für speaker! Der- oder diejenige sollte aus der Wirtschaftsregion Münsterland kommen, damit im Nachgang des Wirtschaftsforum Münster eine Vertiefung der Kontakte möglich ist. Wir brauchen keine „klugen Köpfe“ aus New York, Rio oder Tokio. Das bestehende Wissen im Münsterland ist reich genug, die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft zu ermöglichen.
Bei früheren Wirtschaftsforen teilte ihr Wissen u.a.: BVB-Direktor Carsten Cramer, Flughafen Münster-Osnabrück Geschäftsführer Prof. Dr. Rainer Schwarz, WestLotto Geschäftsführer Andreas Kötter, Diplomatic Council-Direktorin Gabriele Viebach, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstandsbundes (DMB), Marc Tenbieg, Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen Marcus Hover, bluecue consulting-Geschäftsführer Nico Lüdemann.
Was passiert bei den „Workshops“?
Die Workshops gehen auf individuelle Fragen der Teilnehmer ein. Das Generalthema wird stark fokussiert auf Praxis-Relevanz ausgerichtet. Die Teilnehmerzahl ist limitiert, so dass jeder Teilnehmer seine persönlichen Fragen an den Experten des Workshops richtet kann. Es wird ausschließlich an Business-Cases gearbeitet.
Workshop: „Experimentierräume – Ein Beratungs- und Förderprogramm des Bundesministerium für Arbeit und Soziales“
Für eine gelungene Arbeitswelt 4.0 gibt es keine Blaupause, weder für Unternehmen noch für die Gesellschaft. Es ist aber an der Zeit, Neues zu wagen und Räume zu schaffen, in denen Unternehmensführungen und Beschäftigte gemeinsam innovative Arbeitskonzepte ausprobieren können.
Wie kann man digitale Technologien nutzen, um die Arbeit zu erleichtern? Welche neuen Arbeitszeitmodelle sind denkbar, um den betriebswirtschaftlichen Anforderungen ebenso gerecht zu werden wie den Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach mehr Arbeitszeitsouveränität? Wie kann die Digitalisierung helfen, älteren Beschäftigten oder Kolleginnen und Kollegen mit Behinderungen mehr Teilhabe zu ermöglichen?
Es gibt keine pauschalen oder abschließenden Antworten auf diese und weitere Fragen, die sich durch die digitale Transformation stellen. Was es gibt, sind Möglichkeiten, die man testen muss, in geschützten Räumen zum gemeinsamen Probieren und Experimentieren, Scheitern und Verwerfen, Lernen und Verbessern. Mit diesen Lern- und Experimentierräumen können Organisationen sich in die Arbeitswelt der Zukunft vortasten.
Das Bundesarbeitsministerium unterstützt bei der Einrichtung von Lern- und Experimentierräumen mit Vernetzungs-, Förder- und Beratungsangeboten. Diese werden im Workshop vorgestellt. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem KMU-Förderprogramm unternehmensWert:Mensch plus.
Workshop: „Digitalisierung – Motor der Zukunft unserer Arbeit“
Begriffe wie Digitalisierung oder auch digitale Transformation sind in aller Munde. Nicht zuletzt hat auch der Fokus auf dieses Thema im Rahmen der Landtagswahl und der neuen Landesregierung die Aufmerksamkeit in allen Teilen der Gesellschaft auf die Digitalisierung gelenkt. Technologische Möglichkeiten lassen sich leicht finden. Die Frage nach der Gestaltung unserer Arbeit ist in weiten Teilen jedoch nicht so einfach greifbar. Im Rahmen dieses Workshops erleben Sie aus Sicht der Experten die wesentlichen Kompetenzen, die heute und zukünftig für die digitale Transformation von Bedeutung sind.
Nico Lüdemann ist ausgewiesener Digitalisierungsexperte und greift auf langjährige Erfahrung zur strategischen Gestaltung zukunftsweisender Wertschöpfungsprozesse zurück.
Die Komponente der menschlichen Arbeit wird durch Inga Hansen gegeben, die ausgehend von ihrem akademischen Werdegang die Basis menschlichen Arbeitens in Unternehmen in aktuelle Situationen transferiert.
Die Teilnehmer lernen im Workshop, wie sich benötigte Kompetenzen verlagern und wo ein Umdenken erfolgen muss. Anhand von griffigen Beispielen werden zukünftige Schlüsselkompetenzen erklärt und in aktuelle Entwicklungen eingebettet. Durch den aktiven Austausch sind die Workshopteilnehmer in der Lage, die gewonnen Erkenntnisse mit in ihren beruflichen Alltag zu tragen und zukünftige Personalentscheidung mit den neuen Erkenntnissen anzureichern. Die Inhalte werden den Teilnehmern zudem direkt in einem qualifizierten Handout zur Verfügung gestellt.
Workshop: „Resilienz als Garant für die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen“
Resilienz – die Fähigkeit Krisen früh zu antizipieren und Turbulenzen gut zu meistern lässt nicht nur die Menschen widerstandsfähig sein. Das Gleich gilt ebenso für Unternehmen. Da, wo früher Robustheit Trumpf war, braucht es heute und in Zukunft Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Denn Komplexität, Vernetzung und Beschleunigung nehmen auch durch die Digitalisierung noch zu.
Im Workshop erarbeiten und diskutieren Sie einige essentielle Resilienzfaktoren. Sie erfahren, wie Sie diese in Ihrem Unternehmenskontext stärken können. Welche Haltungen und Sichtweisen eine resiliente Organisation ausmachen.